Recycling und gesunde Menüs: Mitarbeitende engagieren sich für den Umweltschutz

Vom 8. bis zum 12. November 2021 stand in einer Aktionswoche am Universitätsspital Basel die ökologische Nachhaltigkeit im Fokus. Die Mitarbeitenden konnten sich in einer Ausstellung auf eindrucksvolle Weise die Umweltauswirkungen des Universitätsspitals Basel vor Augen führen. So zum Beispiel die jährlichen Mengen an klinischem Abfall, die aufeinandergestapelt 66-mal die Höhe des Roche-Turms erreichen würden. Oder dass jeden Tag drei LKW-Ladungen mit Hosen und T-Shirts an- und abtransportiert und entsprechende Mengen Energie und Wasser für die Wäsche verbraucht werden. Auch der tägliche Stromverbrauch ist mit circa 85’000 kWh, was einem Jahresverbrauch von 19 Vier-Personen-Haushalten entspricht, enorm.

Jeden Tag werden drei volle LKW-Ladungen mit Hosen und T-Shirts an- und abtransportiert.

Ziel der Aktionswoche Nachhaltigkeit war nicht nur zu beeindrucken, sondern auch Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Erfolge sichtbar zu machen. Die gute Nachricht ist: Kleine individuelle Verhaltensänderungen können zusammen eine grosse Wirkung für den Umweltschutz bedeuten. So könnten zum Beispiel Mitarbeitende und Besucher*innen einen Beitrag für den Klimaschutz und die Biodiversität leisten, indem sie sich häufiger für ein vegetarisches oder veganes anstelle eines fleischhaltigen Menüs entscheiden. Gleichzeitig verringert ein reduzierter Fleischkonsum das Risiko für Krebserkrankungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Dies zeigte Prof. Stefan Osswald, Chefarzt Kardiologie und Mitglied der Umweltkommission, während der Aktionswoche im Intranet auf.

Um die Wahl für ein gesundes und umweltfreundliches Menü zu begünstigen, bot das Mitarbeitenden-Restaurant Centro während der Aktionswoche zusätzliche vegetarische und vegane Menüs an. Kleine Bemerkung am Rande: Es waren Lieblingsgerichte der Mitglieder der Umweltkommission und diese legten an der Schöpfkelle selbst Hand an. Die Gäste konnten an «Happy or Not»-Drückern ihre Rückmeldung geben. Durchschnittlich 58 Prozent waren der Meinung, dass es durchaus noch mehr vegetarische oder vegane Menüs geben sollte.

Auch beim Stromverbrauch besteht durch veränderte Verhaltensweisen ein grosses Einsparpotenzial. Laut Alessandro Cerminara, Leiter Gebäude- und Energietechnik, machte sich eine frühere Informationskampagne zum Thema Stromsparen sofort deutlich im Gesamtstromverbrauch des USB bemerkbar. Der Effekt war allerdings leider nicht von Dauer. Dennoch wird an diesem Beispiel deutlich, dass kleine Erinnerungen oder sogenannte Anstupser  wie zum Beispiel die in der Aktionswoche im Intranet und auf Postern aufgeworfenen Fragen «Lift oder Treppe?» und «Ausschalten oder Standby?» eine grosse Wirkung haben können und die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für Nachhaltigkeitsthemen äusserst wichtig ist. Nachhaltiges Handeln einer ganzen Institution gelingt nur durch die Motivation und das tägliche gemeinsame Engagement der Mitarbeitenden. Entsprechende Auswahlmöglichkeiten und Informationen unterstützen sie dabei. Daher war dies sicherlich nicht die letzte Aktionswoche Nachhaltigkeit.

Die jährlichen Mengen an klinischem Abfall erreichen aufeinandergestapelt 66-mal die Höhe des Roche-Turms.

Preis für Nachhaltigkeits-Projekte von Mitarbeitenden

Im Jahr 2021 wurde erstmals die Kategorie «Nachhaltigkeit» im Rahmen des KVP1-Preises ausgeschrieben. Dieser Preis wird seit fünf Jahren an Mitarbeitenden-Projekte verliehen, die durch die Optimierung von Abläufen zu Material- oder Zeit-Einsparungen und letztendlich zum Wohl der Patientinnen und Patienten und zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden beitragen. Neben den drei Kategorien «Patientensicht», «Stimme der Mitarbeitenden» und «Favorit des KVP-Gremiums» bewertete die Umweltkommission nun explizit die ökologische Nachhaltigkeit der eingereichten Projekte. Sechs von insgesamt zwölf Projekten leisten neben den Vorteilen für Patient*innen und Mitarbeitende auch einen Beitrag zum Umweltschutz, indem Abfall vermieden und Energieverbrauch verringert wird oder neue Recycling-Optionen eingeführt wurden. Nachfolgend werden vier Projekte mit Bezug zum Kerngeschäft beschrieben. Sie zeigen, dass die Projekt-Teams viel Kreativität und Einsatz bewiesen haben. Das Projekt-Team «Nachhaltigkeit im 3D Print Lab des USB» wurde durch die Umweltkommission ausgezeichnet und durfte sich über 2’000 Franken für die Weiterentwicklung des Projekts sowie 1’000 Franken für ein Team-Nachtessen freuen. Aufgrund der guten Resonanz soll auch im nächsten Jahr die Kategorie Nachhaltigkeit ausgeschrieben werden.

Das USB dankt für die Kreativität und das Herzblut, das die Mitarbeitenden in die Nachhaltigkeitsprojekte 2021 gesteckt haben.

werden durch jedes Kilogramm recyceltes 3D-Print-Rohmaterial eingespart.

Preisgekröntes Projekt: Nachhaltigkeit im 3D Print Lab des USB

Das 3D Print Lab am Universitätsspital Basel ist einer der Vorreiter auf dem Gebiet des medizinischen 3-D-Drucks. Dort werden Patientenmodelle aus Kunststoff zur Planung von Operationen und personalisierte Prothesen produziert. Dies spart lange Transportwege und vermeidet Abfall. Nun ist das Team um PD Dr. mult. Florian Thieringer für die Ressourceneinsparung noch einen Schritt weiter gegangen. Bis 2020 entstand beim 3-D-Druck viel Abfall durch Prototypen, Hilfsstrukturen sowie Test- und Fehldrucke. Um diesen Abfall zu minimieren, führte das multidisziplinäre Team ein Recyclingsystem ein. Nicht mehr benötigte anatomische Modelle und 3-D-Druck-Abfall werden sortiert und gesammelt. Anschliessend zerkleinert ein spezieller Häcksler den Abfall und eine Filamentmaschine erstellt daraus Rohmaterial für neue 3-D-Modelle. Damit schliesst sich der Kreislauf und wertvolle Rohmaterialien können wiederverwendet und Abfall reduziert werden. Auch werden durch jedes Kilogramm recyceltes Rohmaterial rund 30 Franken eingespart. Aktuell wird ein erweitertes digitales Qualitätsmanagementsystem eingeführt, um die Recycling-Stoffströme besser erfassen zu können. Grundsätzlich wird im 3D Print Lab in Ausrüstung mit Reparaturgarantie und einer möglichst langen Lebensdauer investiert, was sich langfristig positiv auf den Ressourcenverbrauch auswirkt.

Recycling von Dialysat-Kanistern in der Abteilung Dialyse/Nephrologie

Anstatt die leeren Kanister der Dialysat-Mischungen wie bisher im Verbrennungsmüll zu entsorgen, hat sich das Team der Abteilung Dialyse/Nephrologie um Abteilungsleiterin Liane Hornung dafür eingesetzt, diese zu recyceln. Das Pflegepersonal sendet jeweils dienstags die leeren Kanister an die Spitalapotheke. Jeden Mittwoch bringt ein Camion der Firma Fresenius, der Lieferantin des Dialysats, neue volle Kanister und nimmt die leeren wieder mit. Dadurch werden pro Woche durchschnittlich ca. zwölf Kilogramm Abfall vermieden, was einer jährlichen Einsparung von ca. 600–650 kg entspricht. Dank der Disziplin aller Mitarbeitenden funktionieren die Abläufe sehr gut.

Abfall werden durch das Recycling der leeren Kanister der Dialysat-Mischungen eingespart. Früher wurden diese im Verbrennungsmüll entsorgt.

Recycling von Kunststoff-Verpackungen in der Abteilung Angiographie

Manuel Reidy und die Mitarbeitenden der Angiographie starteten im November 2019 ein Recycling-System für den Kunststoff PETE und im Februar 2021 eines für Polystyrol. Diese Kunststoffe werden oft für Verpackungen von Materialien für medizinische Interventionen wie zum Beispiel Angiographien verwendet. PETE kann als Ersatzbrennstoff in der Zementindustrie wiederverwendet werden. Aus Polystyrol können Dämmplatten oder Ziegel hergestellt werden oder es wird als Füllmaterial beim Estrich- und Fliesenlegen wiederverwendet. Dank des neu eingeführten Systems werden heute diese gut rezyklierbaren Verpackungsmaterialien nicht mehr im Verbrennungsmüll entsorgt, sondern sortiert, gesammelt und zum Recycling gebracht. Seit Beginn der Kunststoffsammlung wurde so bereits über eine halbe Tonne PETE gesammelt. Mittlerweile ist das Team so eingespielt, dass das Sortieren und Sammeln kaum noch Aufwand bedeuten. Durch die Verminderung des Abfalls sowie die Einnahmen aus dem Verkauf des Verpackungsmaterials können Kosten reduziert werden.

Vermeidung von Material- und Energieaufwand durch optimierte OP-Instrumentensets

Die Laparoskopie (Bauchspiegelung) ist eine der häufigsten Operationen am Universitätsspital Basel und wird täglich bis zu sechs Mal durchgeführt. Die bisher angewendeten veralteten Standards führten zur Vorbereitung und Sterilisation einer Vielzahl von OP-Instrumenten, welche teilweise in den Operationen gar nicht eingesetzt wurden. Die Operationssiebe waren zudem überfüllt, was die Sicht auf die Instrumente erschwerte. Durch die Etablierung eines neuen Standards im Sommer 2021 konnten überflüssige Instrumente aus dem Set aussortiert werden. Damit konnte das Team um Prof. Dr. Viola Heinzelmann den Zeitbedarf für die Vorbereitung und Sterilisation der Instrumente sowie die Kosten reduzieren und gleichzeitig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern. Auch wird ein Beitrag zur Vermeidung von Material- und Energieaufwand geleistet.