Patient Reported Outcome
Measures (PROMs)

Zur beständigen Steigerung der individuellen Behandlungsqualität und der Patientenfokussierung werden am USB klinikübergreifend Patient Reported Outcome Measures (PROMs) erhoben. Hierbei handelt es sich um krankheitsspezifische Fragensets, welche eine langfristige und standardisierte Messung der Lebensqualität und des Gesundheitszustandes ermöglichen. Die Befragung erfolgt komplett digitalisiert, womit die einzelnen Angaben sowie die daraus resultierenden Ergebnisse dem medizinischen Personal in Echtzeit zur Verfügung stehen. So kann auf individueller Patientenebene zeitnah auf Veränderungen des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität reagiert werden. Auf Kollektivebene – hier werden Daten von Patientengruppen ausgewertet – können weitere wichtige Erkenntnisse, zum Beipsiel zum Vergleich verschiedener Behandlungsverfahren, gewonnen werden. Ziel ist es, im Sinne der USB-Strategie «Value Based Healthcare», Mehrwert für unsere Patientinnen und Patienten zu generieren.

PROMs als Qualitätsindikator

  • Messung des Behandlungserfolges auf individueller Patientenebene
  • Vergleich des Behandlungsergebnisses («Outcome») bei unterschiedlichen Behandlungspfaden
  • Regelmässige Datenauswertungen auf Kollektivebene ermöglichen die Identifizierung auffälliger Bereiche

«PROMs helfen uns, die Behandlung kontinuierlich zu optimieren»
 

Dr. med. Florian Rüter Leiter Qualitätsmanagement

Wie werden PROM-Daten genutzt? – Beispiele aus der Praxis

In der Klinik für Orthopädie und Traumatologie werden aktuell PROMs erfasst für:

  • Patienteninnen und Patienten mit geplanten orthopädischen Eingriffen an Hüfte, Knie, Fuss und Schulter.
  • Traumatologische Patientinnen und Patienten, welche aufgrund einer Knochenverletzung («Fraktur») der oberen und/oder unteren Extremität/en eine operative Behandlung benötigen.
  • Patientinnen und Patienten mit einem muskuloskelettalen Infekt


PROMs werden zukünftig auch für nicht operativ  («konservativ») behandelte Frakturpatienten erfasst.

Die Beispiele (Abb. 1 und 2) zeigen die Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit von Patientinnen und Patienten, welche aufgrund ihrer Hüft- beziehungsweise Kniebeschwerden einen Gelenkersatz mittels Prothese erhielten.

Die aus verschiedenen Fragen gebildeten Werte («Scores») KOOS-PS (KOOS-PS: Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score-Physical function short forms) (für Kniepatienten) beziehungsweise HOOS-PS (HOOS-PS: Hip disability and Osteoarthritis Outcome Score Physical Function Short forms) (für Hüftpatienten) messen das Ausmass der subjektiv wahrgenommenen Schwierigkeiten, die Patientinnen und Patienten aufgrund ihrer Hüft- beziehungsweise Kniebeschwerden erleben. Der Score kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen, wobei ein höherer Wert für grössere Schwierigkeiten steht (Vgl.: http://koos.nu/).

Um den Erfolg der Behandlung zu messen, wird am USB die Erstbefragung vor dem geplanten operativen Eingriff an der Hüfte oder dem Knie durchgeführt. Es folgen weitere Befragungen zu definierten Zeitpunkten nach der Behandlung:

  • 6 Wochen
  • 3 Monate
  • 6 Monate (nur bei Kniepatienten)
  • 1 Jahr postoperativ

Abb. 1: KOOS-PS Score, interne Datenauswertung

Abb. 2: HOOS-PS Score, interne Datenauswertung

In der Gastroenterologie des Clarunis –  Universitäres Bauchzentrum Basel (Standort USB) –  werden für Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED), eine Infusionstherapie erhalten, systematisch PROMs erfasst. Die Patientinnen und Patienten erhalten ca. alle 6 bis 8 Wochen eine Infusionstherapie und beantworten jeweils den so genannten IBD-Control-Fragebogen. Dieser erfasst das Ausmass der Krankheitskontrolle anhand verschiedener Bereiche:

  • Krankheitsaktivität
  • Veränderung der Darmbeschwerden
  • Krankheitssymptome
  • Notwendigkeit mit dem/der behandelnden Ärztin/Arzt die Therapiemöglichkeiten, Symptome sowie Nebenwirkungen zu besprechen


Der Score kann dabei einen Wert zwischen 0 und 16 annehmen, wobei ein höherer Wert für eine bessere Kontrolle der Darmerkrankung steht. Das Ziel bei der Behandlung chronisch erkrankter Patientinnen und Patienten ist es, die Krankheitsaktivität durch die Therapie niedrig und die Kontrolle über die Erkrankung auf einem möglichst hohen stabilen Niveau zu halten.

Da bei der PROMs-Einführung für CED bereits ein Grossteil der Patientinnen und Patienten eine Infusionstherapie erhalten hatte, bildet die erste Befragung nicht zwingend den Therapiebeginn ab. Es ist zu beobachten, dass bei den Patientinnen und Patienten der Wert stabil gehalten wird und über die Zeit zunimmt. Zudem haben die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit anzugeben, ob sie die derzeitige Behandlung ihrer Erkrankung als hilfreich empfinden. Falls nötig kann durch diese Angaben zeitnah auf verschiedene Krankheitsaspekte reagiert werden. Die Grafik zeigt, dass die Patientinnen und Patienten die derzeitige Behandlung als hilfreich empfinden.

Abb. 3: IBD-Control-8 Score, interne Datenauswertung

Die Schmerzmedizin behandelt Patientinnen und Patienten mit akuten und/oder chronischen Schmerzen. Aktuell werden PROMs für Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen erfasst, welche mit einer Infiltrationstherapie behandelt werden. Unmittelbar vor der Therapie werden sie unter anderem nach der Schmerzintensität im Rücken gefragt, die auf einer numerischen Schmerzskala zwischen 0 (keine Schmerzen) und 10 (schlimmste vorstellbare Schmerzen) eingeordnet werden. Diese Befragung wird sieben Tage sowie einen und drei Monate nach der Infiltration wiederholt. Es kommt zu einer signifikanten, im Durchschnitt ca. 30%-igen, klinisch und statistisch signifikanten Abnahme der Rückenschmerzen in Folge der Infiltration und diese bleibt auf einem stabilen Niveau. Gleichzeitig steigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. Für die Interpretation der Daten ist es wichtig, dass 52% der Patienten vor der Infiltration mehr als ein Jahr und 38% der Patienten sogar länger als zwei Jahre Rückenschmerzen hatten und es sich damit nicht um eine spontane Verbesserung handelt.

Abb. 5: Numerische Schmerzskala, interne Datenauswertung

Abb. 6: EQ-5D-5L, interne Datenauswertung

Im Brustzentrum werden Patientinnen, welche eine Mastektomie, Rekonstruktion oder brusterhaltende Therapie bei Brustkrebs erhalten, in die PROMs-Befragung eingeschlossen. Von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) wurde ein Vergleich international renommierter Kliniken zur Zufriedenheit der Patientinnen mit ihrer Brust nach der Therapie publiziert (Vgl.: OECD (2021), Health at a Glance 2021: OECD Indicators, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/ae3016b9-en). Der auf dem sog. BreastQ Subscore basierende Wert kann zwischen 0 und 100 liegen, wobei ein höherer Wert für eine grössere Zufriedenheit mit der Brust steht (Vgl.: Memorial Sloan Kettering Cancer Center: Breast Q Users`Manual, Version 1, 2012). Hier zeigt sich im internationalen Vergleich, dass die Patientinnen am USB sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Behandlung sind. Für die Rekonstruktionen nach einer Mastektomie hat das USB sogar den im Vergleich höchsten Wert erreicht (Abb. 8).

Abb. 7: OECD Health at a Glance 2021: OECD Indicators