Patientensicherheit ist ein wesentliches Merkmal der medizinisch-pflegerischen Versorgungsqualität eines Spitals. Hierbei spielt die Sicherheitskultur einer Organisation, beispielsweise ausgedrückt durch das Sicherheitsklima in den Spitalabteilungen, eine wichtige Rolle. Das Sicherheitsklima bezieht sich auf gemeinsame Normen und Werte der Mitarbeitenden, die sich auf die Einstellung, Wahrnehmung und auf das Verhalten der Fachpersonen auswirken und so eine sichere Patientenversorgung beeinflussen. Die Sicherheitskultur lässt sich nur indirekt beobachten und messen, beispielsweise durch die Erfassung des Sicherheitsklimas, also den durch die Mitarbeitenden wahrgenommenen Grad des Engagements für und den Fokus auf Patientensicherheit innerhalb einer Abteilung.
Bei ihren Sicherheitsrundgängen im USB (seit 2017) befragt die Abteilung Patientensicherheit die Fachpersonen (zum Beispiel Pflegende, Ärztinnen und Ärzte) der besuchten Abteilungen zum Sicherheitsklima mittels einer Skala des «Safety Attitudes Questionnaire». Im Jahr 2021 wurden in 9 bettenführenden und ambulanten Abteilungen 183 Fachpersonen zum Sicherheitsklima befragt, wobei sich der Anteil der Befragten, die das Sicherheitsklima positiv einschätzten, zwischen 39% und 95% bewegte.
Diese Ergebnisse sind Momentaufnahmen, die sich aus den Wahrnehmungen und Verhaltensweisen der befragten Fachpersonen ergeben. Tendenziell zeigen die Ausprägungen, wie sich interprofessionelle Teams in einer Abteilung hinsichtlich der Patientensicherheit einsetzen. Zustimmungswerte von 80% und mehr weisen auf ein ausgeprägt positives Sicherheitsklima und eine gute Teamzusammenarbeit in der Abteilung hin. Solche Abteilungen können als interner Benchmark für andere (interprofessionelle) Teams und deren Leadership dienen, um voneinander zu lernen. Zustimmungswerte zwischen 60% und 80% weisen auf ein zufriedenstellendes bis gutes Sicherheits-klima und Teamzusammenarbeit hin. Solche Abteilungen können sich miteinander um jene Bereiche (Items) kümmern, die es zu erhalten, respektive weiter zu stärken gilt. Zustimmungswerte unter 60% weisen auf ein unbefriedigendes bis instabiles Sicherheitsklima und Teamzusammenarbeit hin. In solchen Abteilungen ist es zwingend erforderlich, die fraglichen Bereiche (Items) mittels Verbesserungs- und Weiterentwicklungsmassnahmen anzugehen.
Bei den Nachbesprechungen mit den Abteilungsleitungen wurden die Befragungsergebnisse zum Sicherheitsklima mit Kenntnis der (lokalen) Umstände mehrheitlich bestätigt und führten punktuell zu Massnahmen, um die interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit zu verbessern. Für das USB vermitteln die Befragungsergebnisse zum Sicherheitsklima wertvolle Hinweise vom Ort des Geschehens, indem einerseits die Resilienz der Abteilungsorganisationen bestätigt und andererseits Lücken im Umgang mit Aspekten der Patientensicherheit erkennbar werden. Die regelmässigen Sicherheitsrundgänge mit Befragungen der Fachpersonen sind Teil einer lebendigen Sicherheitskultur. Daraus gewonnene Erkenntnisse helfen den Abteilungen und dem Leadership, die Patientensicherheit im USB zu fördern und zu stärken.