Im Oktober 2021 hat das USB die Anstellungsbedingungen fürs Pflegepersonal deutlich verbessert. Einen Monat später wurde die Volksinitiative «Für eine starke Pflege» angenommen. Welche weiteren Massnahmen planen Sie, um die Attraktivität als Arbeitgeber weiter zu erhöhen?
Kübler: Unsere Massnahmen beinhalten sowohl kurzfristige, erfolgsversprechende Aktionen als auch solche, die langfristig zur Attraktivität beitragen sollen. Entscheidend ist es, die Arbeitsbedingungen dauerhaft so zu gestalten und zu entwickeln, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgreich und mit Freude bis ins Pensionsalter in ihren hochqualifizierten Berufen bleiben. Beispiele dafür sind die Entlastung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Nachtschichten oder bei hochbelastenden 24/7-Berufen wie dem Notfall. Zu den Massnahmen gehört eine Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive, um mehr Leute neu- und auch zurückzugewinnen. Wir wollen die Kinderbetreuung noch weiter verbessern, zukunftsorientierte Arbeitsmodelle entwickeln und natürlich die laufende aktive Rekrutierung optimal gestalten. Ein Spital lebt von der Teamleistung und gesucht sind ganz unterschiedliche Berufsgruppen. Unsere Anstrengungen sind deshalb sehr breit ausgelegt. 2021 ist es uns gelungen, unser Team weiter zu verstärken und das wollen wir in den nächsten Jahren fortsetzen.
Als Aussenstehender würde man vermuten, dass in einem Jahr wie 2021 für die Umsetzung der neuen Strategie kaum Zeit blieb. Wo steht das USB auf seinem Weg in die Zukunft aus Sicht des Verwaltungsrats?
Bumbacher: Das Universitätsspital Basel hat enorm an Fahrt aufgenommen. Neben der Pandemiebewältigung hat das gesamte Team viel Zeit und Energie in die Transformation, sprich in die Entwicklung und Umsetzung der neuen Führungsstrukturen und -kultur investiert. Auch die übrigen Schwerpunkte der Strategie 2025 konnten wir festigen. Für ihr grosses Engagement möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen Dank aussprechen. Der Verwaltungsrat ist sehr stolz darauf, was wir trotz der Mehrbelastung alles bewältigen konnten. Wie bereits erwähnt: Wir haben unsere Lehren aus dem Jahr 2020 gezogen. Dabei zeigte sich, dass unsere Institution trotz ihrer Grösse sehr agil ist, sich flexibel weiterentwickeln und sich an die Rahmenbedingungen anpassen kann. Insofern sind wir auf gutem Weg – sowohl was die operative als auch was die finanzielle Entwicklung angeht.
Ihr langfristiges Ziel ist eine wertebasierte Medizin (Value Based Health- care), die den individuell gemessenen Mehrwert einer Behandlung (Patient-Reported Outcome) in den Mittelpunkt stellt. Wie zufrieden sind Sie mit den aktuellen Ergebnissen aus der Qualitätsbefragung beziehungsweise der Entwicklung der letzten Jahre?
Kübler: Wir sind sehr zufrieden, was die Entwicklung unserer Erfassungssysteme und auch die Gesamtkonzeption angeht. Diese geht in folgende Richtung: Patientinnen und Patienten erfassen ihre Rückmeldungen zu den Behandlungsergebnissen selbst. Das nennt sich «Patient-Reported Outcome Measurement» (PROMs). Ebenfalls zufrieden sind wir mit der im Ausbau befindlichen Erfassung der Rückmeldungen zu den Erfahrungen der Patientinnen und Patienten, die unter das «Patient-Reported Experience Measurement» (PREMs) fallen. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass Value Based Healthcare ein Projekt unserer gesamten Branche ist, das sich über Jahrzehnte hinziehen wird. Letztlich sollen auch Finanzierungsfragen an die Behandlungsergebnisse geknüpft werden. Hierfür haben wir erste Grundlagen gelegt. Gleichzeitig möchte ich nicht verschweigen, dass wir 2021 bei unseren laufenden Patientinnen- und Patientenrückmeldungen, die nicht PROMs oder PREMs betreffen, bei gewissen Parametern gegenüber den Vorjahren schlechtere Ergebnisse aufweisen. Ob das mit den Pandemie-Einschränkungen zu tun hat oder andere Ursachen dafür verantwortlich sind, müssen wir erst noch genauer analysieren, damit wir dann die notwendigen Verbesserungen einleiten können.
Nebst der Pandemie und dem «normalen» Spitalbetrieb stehen auch 2022 Zusatzbelastungen durch grosse Umbauprojekte und Investitionen an. Sind Sie mit Ihrem Team für diese Herausforderungen gewappnet?
Kübler: Wir haben in der Pandemie immer grösstes Augenmerk darauf- gelegt, die Mehrbelastung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so gut wie möglich zu kontrollieren und trotzdem die steigende Nachfrage gut bewältigen zu können. Diesen Test haben wir bestanden. Vor diesem Hintergrund bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch die anstehenden Vorhaben meistern werden. Ein Ausbau der Leistungen ist nur möglich und gewünscht, wenn wir unseren Bestand an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entsprechend aufbauen können. Es muss sich um ein qualitatives, gesteuertes Wachstum handeln. Dafür sind wir gut gewappnet.